Time Flies

Mensch, schon wieder mehr als einen Monat her seit meines letzten Eintrages. Wie die Zeit fliegt und ich auch. Kürzlich bin ich auf einem meiner Flüge einer DJane begegnet. Sie fiel mir beim Einsteigen wegen ihres Kleidungsstiles auf. Was dem gemeinen Fluggastpublikum nicht bewußt ist, dass wir an den Türen nicht nur lächelnd stehen, um die Menschen Willkkommen zu heißen, sondern vor allem, um einen ersten Eindruck von den Passagieren zu gewinnen. So können wir schon zu Beginn die aussortieren, mit denen wir lieber nicht acht oder mehr Stunden am Stück zu tun haben wollen, sei es wegen medizinischer Unwägbarkeiten oder ungebührlichen Verhaltens. Jedenfalls fragte ich diese junge Frau, ob sie ihre Handyfarbe mit der ihres T-Shirts abgestimmt hätte. Sie lächelte, verneinte und erklärte dann, sie sei ja sonst nur in schwarz gekleidet. Da bemerkte ich erst ihren Haarschnitt – ein sehr akkurat geschnittener, glatter Bob mit kurzem Pony in schwarz – ihre Sportschuhe und die Tätowierungen auf Hals, Armen und Händen. Interessant, wie mein Unterbewusstsein da zwar schon die Schublade geöffnet hatte, ich aber noch nicht wusste, wieso sie mir aufgefallen war. Pinke Handyhüllen und Sporttrikots mit pinkfarbenen Nummern sind schließlich keine Seltenheit.

Später unterhielt ich mich ein wenig mit ihr. Sie sei gerade aus Belgien gekommen, habe auf dem Tomorrowland (großes Musikfestival) Mainstage aufgelegt und jetzt mit Kopfweh unterwegs zum nächsten Großereignis. Ich meinte, da sei ich noch nie gewesen, hätte nur mal mit dem Gedanken an Burning Man gespielt und wäre inzwischen ja aus dem Alter der Zielgruppe eindeutig raus. Ach, ihre Eltern hätten sie schon oft bei Veranstaltungen besucht, für Atmosphäre sei man ja nie zu alt – wohlgemerkt wären ihre Eltern auch schon über Siebzig. Ja, da fühlte ich mich zugegeben etwas alt, ließ mir aber nicht nehmen, von den Achzigern, den Underground Raveparties in Berlin und der Loveparade zu schwärmen, die ich leider nie live erlebt hatte, weil ich damals als anständiges Mädchen lieber klassische Etüden übte und nur heimlich Depeche Mode hörte. Depeche Mode, ja, die kenne sie auch gut, denn da hätte sie erst kürzlich eine Compilation gemacht. Ich sag‘ mal so: den Satz über Präferenzen der Originale hätte ich mir auch sparen können, denn was ich nicht verstehe, mich aber wirklich drum bemühe, ist die Tatsache, dass Menschen, die solche Compilations machen, sich als Kunstschaffende verstehen. Ich will das überhaupt nicht in Abrede stellen, im Gegenteil. Es ist nur so weit von meiner eigenen Welt entfernt, dass ich mir erst einen Zugang erarbeiten muss. So habe ich ihr Instaprofil angeschaut und war wirklich fasziniert davon. Denn auf ihre Art, ist die Frau eine wirklich coole Socke, wie ich später den Kolleginnen berichtete. Leider ist dieser Begriff aber auch komplett überholt und ich alt. Heute ist man ‚lit‘ oder ’slay‘. Take note!

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