Broken

Der Titel liegt schon seit einer Woche auf Halde und jetzt muss ich einfach mal in die Pötte kommen und was dazu schreiben. Die vergangene Woche war nämlich ziemlich durchwachsen. Von den emotionalen Implikationen will ich mal hier nicht zu viel schreiben. Zusammengefasst könnte man sagen, ich bewege mich zwischen Selbstzweifeln, Wut und Traurigkeit hin- und her. Genauer trifft es das Bild von Wellen, die sich an einer Steilküste brechen und irgendwo auf der schaumigen Gischt treibt ein Blatt. Das Blatt soll ich sein, die Wellen meine gefühlte Umgebung und die Steilküste, naja, so genau habe ich da nicht drüber nachgedacht. Jedenfalls reicht das emotionale Spektrum von Aufgeben bis ‚mich haut so schnell nix mehr um‘, was im Hinblick auf das vorige Bild als völlige Selbstüberschätzung einzustufen ist. Und irgendwo spielen halt auch die doofen Hormone eine Rolle und die Tatsache, dass ich kein Bock auf den ganzen Schrott habe und mir so Vieles auf den Zeiger geht, was aber meinen Beitrag jetzt sprengen würde, und dann ist es doch nicht so wichtig und überhaupt.

Jedenfalls dachte ich so bei mir, ich sollte mal wieder was tun, was gut für mich sei oder zumindest irgendwie Spaß macht oder früher gemacht hat. Also bin ich Freitag in eine Tanzstunde gegangen, wohlgemerkt eine Anfängerstunde, um mich weder mental noch körperlich zu überfordern. Und noch bevor die Stunde begonnen hatte, schaffte ich es mich zu verletzen. Ich bin vermutlich bald in dem Alter, wo schon morgens beim Aufstehen Verletzungsgefahr droht. Leider ist das in meinem Kopf noch nicht angekommen. Und die Situation war auch richtig blöd. Im Grunde habe ich nicht viel mehr gemacht, als mich über einen Barren zu lehnen, der im Ballettunterricht als Stange fungiert, und sehr weit lehnend mit sehr viel Kraft auf meine Rippe drückend, um den Fenstergriff zu erreichen, den ich nach einem Knacken dann auch erreichte. Die Bewegungen im folgenden Aufwärmtraining waren schmerzhafter als je zuvor, weshalb ich nach der Einheit abbrach und heimging.

Am Montag tat die untere Rippe immer noch sehr weh, ich wollte Klarheit über meine köerperliche Situation schaffen und ging zum Orthopäden, um die vermutet angebrochene Rippe röntgen zu lassen. Der wollte natürlich wissen, wie das passiert ist und drückte erst mal mehrfach auf den sehr schmerzempfindlichen Stellen rum. Leider hatte ich mir keine tolle Geschichte ausgedacht, sondern blieb bei der Wahrheit, die er sich skeptisch anhörte. Nein, so könne man sich keine Rippe brechen, da bräuchte es schon ein wenig mehr Krafteinwirkung. Das Röntgenbild zeigte auch nix, weshalb ich zum Hausarzt sollte und abklären, ob die Leber mit betroffen sei. Ich fand das schon ziemlich viel Betroffenheit für so wenig Aktion aber es tat da halt was ziemlich weh. Also ab zum Hausarzt für ein Sonogramm.

Bei der Hausärztin teilt mir die Assistenz mit, der nächste Termin sei in zwei Wochen frei, worauf ich antwortete, dass das bei einer konsiliarischen Abklärung zum Ausschluss einer Verletzung innerer Organe keinen Sinn ergebe. Das hat die Frau auch sofort eingesehen und ging die Ärztin fragen. Die schob mich dazwischen, ich wurde eingegelt und geschallert und natürlich gefragt, wie denn das passiert sei. Da ich im Wartezimmer bereits 30 Minuten über eine gute Antwort auf genau diese Frage nachgedacht hatte, antwortete ich wahrheitsgemäß, dass da eine Stange im Weg gewesen sei und ich mich auch total gerne bei was Spannenderem verletzt aber halt leider keine tollere Geschichte zu erzählen hätte. Die Ärztin war sehr viel wohlwollender, drückte auch garnicht auf den schmerzenden Stellen rum und erklärte auf meine Frage noch, dass der Ortho das Sono vielleicht auch hätte lesen können, er die Leistung aber nicht abrechnen kann und mich deshalb lieber weitergeschickt hat. Und so eine Rippenprellung die täte ja fast noch mehr weh als ein Bruch. Jedenfalls spüre ich sie auch heute noch schmerzlich, vermeide tunlichst größere Anstrengungen oder Husten und bin froh, dass sonst nix kaputt ist. Sollte ich demnächst wieder sehr wütend sein, gehe ich lieber schreien anstatt was Schönes zu planen. Da gehe ich kein Risiko mehr ein.

2 Gedanken zu „Broken“

  1. Gute Besserung! Meine Bereitschaft, anderen fancy Fachvokabular zu unterstellen ging gerade beim Lesen so weit, dass ich dachte „um den Fenstergriff zu erreichen“, sei eine besonders anspruchsvolle Drehung oder Hebung im Profi-Tanzen. Aber dann erschien mir der Begriff in seiner Unfranzösischkeit doch zu profan, dass ich dazu überging, den Fenstergriff als den veritablen Griff am Fenster zu lesen. Wohl um das Fenster zwecks Lüften zu kippen oder zu öffnen, nehme ich an. 🙂

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