Ring of Fire

So eine Weltausstellung, die sei heutzutage ein bisschen überholt, denn was würde da denn schon neues vorgestellt, das man nicht schon im Internet gesehen hätte, meinte ein Kollege aus dem Cockpit als ich meinen Plan erwähnte, in Osaka die Expo zu besuchen. Nun, nach Paris fahren ja auch noch alle, um vom Eiffelturm runterzugucken statt Bilder davon im Internet anzuschauen. Und so machte ich mich aller Häme zum Trotz an einem sehr heißen Tag sehr früh mit vielen anderen Menschen auf den Weg zur diesjährigen (BIE) Weltausstellung.

Expo Osaka Grand Ring

Weltausstellungen, so lernte ich bei meiner Recherche, gab es vielfältige. Die echte Exposition mondiale ist nur eine, die durch das Bureau International des Expositions, kurz BIE, alle fünf Jahre vergeben wird und zu einem globalen Thema in einer großen Stadt – wie beispielsweise 2000 in Hannover – unterrichtet. Dazwischen gibt es noch kleinere, kürzere und mit spezifischeren Themen. Von Interesse sind die speziell errichteten Länderpavillons sowie die strukturelle Verbesserung der Stadt um die sechsmonatige Veranstaltung herum. Und weil ich den erzieherischen Auftrag der Expo (Designing Future Society for Our Lives) selbst überlasse, komme ich zu meinen persönlichen Eindrücken.

Wie nicht anders zu erwarten, ist die japanische Expo perfekt organisiert. Da kann sich der Münchner Verkehrsverbund eine Scheibe von abchneiden. Wie oft erlebe ich von Ticketautomaten und Tarifzonen völlig überforderte Reisende. Um ein Ticket von der Stadt bis zur vorgelagerten Insel Yumeshima zu lösen, braucht man einfach nur die Nummer der Endstation einzugeben, eine entsprechende Anzahl an Münzen einzuwerfen und das Papierticket nicht zu verlieren. Natürlich geht das auch elektronisch, genau wie der Erwerb des Eintrittstickets zur Veranstaltung. Dort angekommen werden die Besucherströme so geschickt gelenkt, dass selbst an einem Samstag vor den Sicherheitskontrollen nur geringe Wartezeiten anfallen. Und dann ist man erst mal auf dem großen Gelände, das von einem Ring umsäumt wird. Der Ring ist ein riesiges Holzkonstrukt, das von unten Schatten spendet, kühlenden Luftzug erzeugt und von oben eine grandiose Aussicht sowohl über das Gelände als auch die Umgebung bietet. Dieser Ring ist in seiner Größe tagsüber wirklich beeindruckend und nachts beleuchtet wunderschön.

Die Pavillons sind natürlich stark frequentiert. Wartezeiten davor beginnen bei 40 Minuten. An manchen Häusern können Eintrittsslots vorreserviert werden, an anderen reiht man sich hinten ein, wobei das Ende der Schlange nicht immer sofort erkennbar ist. Auch hier wieder perfekt organisiert, leiten Absperrbänder und Sitzgelegenheiten für Ältere im Schatten die Wartenden, während Durchgänge vom Personal freigehalten werden und Nachrückende drübergewunken sobald eine Lücke frei wird. In Japan wird nicht gedrängelt – naja, vielleicht ein bisschen aber stets höflich. Die Landsmenschen bewegen sich fließend untereinander während fremde Besuchende den Fluß durch Stehenbleiben und Grüppchenbildung wie Steine im Wasser aufwirbeln. In Japan wird an alle gedacht, im Rest der Welt halt mehr nur so an sich selbst.

Pavillon Thailand

Meine Kleidung war nach Kurzem völlig durchnässt, doch die Farben unter blauem Himmel überwältigend. Neben den Länderpavillons gibt es noch jene zu allgemeinen Themen. Dort suchte ich gelegentlich eine Pause in gekühlter Luft. Nach acht unentwegten Stunden auf den Beinen und sieben auf dem Gelände kehrte ich satt an Eindrücken zurück in’s Hotel, in der trüglichen Hoffnung, vor Erschöpfung schnell einzuschlafen und am nächsten Tag den Rückflug frisch antreten zu können. Leider macht mir da die Zeitverschiebung aber immer wieder einen Strich durch die Rechnung. Business as usual und trotzdem dankbar, dass mein Job mir solche Möglichkeiten bietet – und das nicht nur in Bezug auf völlig anderes Wetter als hierzulande.

Grand Ring

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