She’s A Maneater

Mansplaining ist auch so ein Thema auf dem ich draufrumdenke. Warum tun Männer sowas? Ich habe da meine ganz eigene Theorie. Es gibt ja ganz verschiedene Ausprägungen dieses scheinbar unvermeidlichen Dranges, irgendwelche Frauen belehren zu müssen. Ich treffe von der Sorte Überhebliche zum Glück wenige. Mehr begegnen mir die, die mir unaufgefordert Hilfestellung geben wollen. Und das geht schon eher in Richtung ungebetener Ratschläge. Wenn ich das mal etwas klischeehaft ausführen darf, sehe ich das Problem in der allgemeinen männlichen Sozialisation. Männer sind bekanntlich Handwerker, die gerne reparieren und dafür dann Lob einkassieren wollen. Schildere ich einem Mann im Vertrauen ein Problem, ist sein erster Impuls nicht, mal eben ruhig zuzuhören, um dann am Ende eine Frage zu stellen, sondern er möchte das Problem reparieren. Nur dann bekommt er ja auch ein Lob. Funktioniert das nicht, nimmt er ein anderes Werkzeug oder schaut, ob er woanders in meinem Leben schrauben kann. Wenn das auch nicht funktioniert, wird er entweder ungeduldig oder wendet sich anderen Dingen zu, die er ganz bestimmt reparieren kann. Insgesamt verstehe ich die männliche Seele so, dass er sich nach einem unbefriedigenden Ergebnis überflüssig vorkommt und ein bisschen hilflos.

Jetzt stellt sich die Situation so dar, dass ich gelernt habe, meine Bedürfnisse zu verbalisieren. Ich sage also dem Mann, wie er mir helfen kann, nämlich mit einfach mal ruhig zuhören, Anteil nehmen und am Ende eine oder mehrere Fragen stellen. Damit mache ich aber nix anderes als ihm seine Kompetenz im Frauenverstehen abzusprechen. Bin ich damit automatisch eine Womansplainerin? Oder bin ich gar zu empfindlich? Ich denke, ein gefestigtes Selbstwertgefühl verträgt auch mal verkannt zu werden. Der Grad an Nähe zwischen zwei Personen bestimmt proportional die Möglichkeiten im Umgang. Mansplaining bezieht sich vielleicht auch nur auf einen niedrigen Grad an Bekanntheit. So ein Erlebnis hatte ich jedenfalls jüngst bei der Arbeit.

Ich fliege seit Jahrzehnten als Führungskraft in Flugzeugen, für die ich jedes Jahr meine Kompetenz in Form einer Lizenz erneuern muss. In der Kabine bestimmter Flugzeugtypen kenne ich mich aus wie in meiner Westentasche, weiß wie man elektrische Sitze wieder in Schwung kriegt und wo bei einer Leckage das Wasser abzustellen ist, wie man das Unterhaltungssystem neu startet und was zu tun ist, wenn die Toiletten oder Waschbecken nicht abziehen. Ich kann auch Menschen reparieren. Manchmal brauchen die einfach auch einen Neustart, wenn sie sich im Ärger über eine bestimmte Situation aufgehängt haben. Das aber nur am Rande. An den Toilettentüren sind im Airbus nach wie vor kleine Aschenbecher eingebaut – fragen Sie nicht, das zu erklären würde zu lange dauern – die von den Passagieren trotz eindeutiger Kennzeichnung durch Piktogramm gerne mal als Türöffnungsmechanismus missbraucht werden. Sie drücken unten drauf, dann schnappt der Aschenbecher auf, dann ziehen sie dran, dann fällt der Aschenbecher raus und hängt an einem Draht an der Türe runter, dann erschrecken sie ein bisschen und drücken so lange auf der Türe rum, bis die sich schließlich in der Mitte faltet und öffnet. Irgendwann kommt ein Crewmitglied vorbei und muss den Aschenbecher wieder reinfummeln, weil der sicherheitsbedingt da nicht baumeln darf.

Da die Toiletten meistens besetzt sind, wenn ich da rumfummle und weitere Wartende daneben immer sehr aufmerksam alles verfolgen, was wir so tun, meinte jüngst einer, er könne mich dabei beraten. Ich wendete mich ihm mit der Bemerkung zu, diese Tätigkeit auf jedem Flug gefühlt Hundertmal auszuführen und durchaus zu wissen, wie ich das am besten anstelle. Er murmelte noch was von „Zum Glück“ und Frauen mit Kompetenz, genau habe ich da aber nicht mehr hingehört, sondern bin nach dem Einklicken des Aschenbechers einfach weitergegangen. Erklärt so einer auch seiner Zahnärztin, wie sie am besten an die Wurzel kommt oder beschränkt sich die Hilfestellung nur auf Berufsgruppen, denen weniger Intelligenz unterstellt wird? Ein bisschen habe ich mich nämlich da schon in meiner Berufsehre gekränkt gefühlt. Und in meiner Klugscheisserehre sowieso.

2 Gedanken zu „She’s A Maneater“

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