The Language I Speak

Hom’s no a Schbeibsackal? Das wurde ich letztens von einer Passagierin beim Vorbeigehen gefragt. Ich musste nachhaken, spreche ich doch viele Fremdsprachen aber diese Worte konnte ich keiner so recht zuordnen, zumal sie etwas genuschelt an mich herangetragen wurden. Zunächst versuchte ich also, die Sprache zu identifizieren. Englisch? Dafür klang es mir zu ungenau. Für Französisch fehlte mir die nasale Aussprache und Spanisch klingt normalerweise ein wenig härter. Die Dame schien mir nicht asiatischen oder afrikanischen Ursprungs zu sein, doch vom Aussehen alleine kann nicht auf Herkunft geschlossen werden. Ich fragte nach. Auf Deutsch. Sie wiederholte ihre Worte, die ich daraufhin im Alpenländischen einordnete. Nun musste ich nur noch abstrahieren. Spucktüten sind auf Österreichisch also Speibsackal, genau wie die Nachbargenossinnen ein Kissen als Polster deklarieren. Zum Glück war die Situation nicht dringlich, denn meine Gedankengänge brauchten ein wenig Zeit zur Einordnung. Und dann gehe ich erst mal im Flieger auf die Suche nach dem gewünschten Gegenstand. Das dauert. Sollten Sie also sehr zeitnah einen Gegenstand benötigen, der schlimme Verunreinigungen verhindert, verbalisieren Sie das doch bitte in einer geläufigen Sprache, die nicht nur ein geringer Anteil der Weltbevölkerung spricht.

Im Übrigen sind wir Flugbegleitende durch unsere diversen Sprachkenntnisse eine begehrte Ergänzung zu jedem Team, das mit diversen Nationalitäten zu tun hat. Nein, nicht der Englischkenntnisse wegen, sondern weil in unserer Berufsgruppe auch etwas ausgefallenere Sprachen vertreten sind. Französisch, Portugiesisch, Spanisch, ja sogar Italienisch sind Weltsprachen aber wie verständigt man sich mit Slawischen, Türkischen, Finnischen oder Mongolischen Menschen ohne Englischkenntnisse? Auf jedem Flug in die USA mussten wir zu Zeiten der analogen Einreiseformulare für Passagiere Dokumente ausfüllten. Manchmal können auch wir die Schriftzeichen im Pass nicht dem richtigen Feld zuordnen, nämlich dann, wenn wir derer nicht mächtig sind. Sie fragen zu Recht, wie sich solche Menschen in den USA zurechtfinden. Ganz einfach, sie werden entweder dort erwartet oder machen es wie einst meine Oma, die ohne jegliche Englischkenntnisse auf die Reise in die USA ging. Sie konnte zwar kein Wort verstehen, dafür aber viel Lächeln und mit den Händen wedeln, während sie ihre Wünsche auf tiefbayrisch wiederholte. Bayrisch, sehr langsam und deutlich artikuliert. Und irgendwie kam sie immer an’s gewünschte Ziel. Bemerkenswert daran fand ich immer, mit wieviel Inbrunst sie trotz Nichtverstehen ihrer Gesprächsopponenten die Worte in ihrem Dialekt wiederholte. Übrigens vermute ich insgeheim, der chinesische Gruß Ni Hao kommt irgendwie doch aus dem Bayrischen.

Oft erheben Hörende in ihrer Antwort an Gehörlose die Stimme. Das bekommen natürlich nur andere Hörende mit, denn der Gehörlose liest ja von den Lippen. Im Fluglärm muss auch ich manchmal von den Lippen lesen. Manchmal wünsche ich mir dann, dass die Passagiere lauter sprechen. Das Gegenteil passiert. Als ob Nebensitzende nichts mitbekommen sollen, werden mir Getränkewünsche entgegengeflüstert. Wenn ich die Worte anschließend zur Rückversicherung wiederhole, warte ich insgeheim immer auf die Schlemihl Reaktion aus der Sesamstraße: „Psssst…. geheiiiiim!“ und möchte am liebsten zurückflüstern: „Sie müssen das O nicht kaufen“, während ich den entsprechenden Saft eingieße. Damit komme ich aber in Erklärungsnot und der Witz ist um’s Eck. Menschliche Reaktionen sind schon eigenartig und gleichzeitig unterhaltsam. Die Österreicherin bekam ihre Spucktüte übrigens, hatte dann aber nichts mehr zum Einfüllen. Die Toilette war halt doch schneller erreichbar.

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