And Now The End is Near – Teil III

JULI

Ein paar Wochen pendelte er zwischen München, Düsseldorf und Fuerte, dann konnte ich meinen Koffer endlich am Münchner Flughafen abholen. Die gekaufte Ersatzkleidung bekam ich anstandslos in voller Höhe erstattet. Leider hatte ich nicht mehr alle Belege, weil ich die Sandalen noch vor der Security in Eile bezahlt und den Kassenbon zurückgelassen habe. Die Herzbruchs waren in der Warteschlange unerwartet schnell vorangekommen. Ärgerlich, weil ich die Jahre zuvor so viel unnötige Kleidung aussortiert und jetzt wieder schlecht sitzende Notlösungen in den Schrank legen musste.

Ein Highlight des Monats war der Besuch einer Ausstellung im Haus der Kunst. Nakaya präsentierte ihre Nebelinstallationen. Der besondere Mann und ich besuchten das Ereignis passend gekleidet – ein aufregendes erstes Mal für mich und wohl auch einige andere Museumsbesuchende (ich lernte in den Kommentaren das schöne Wort Spannerkehre). Die durchweg positiven Reaktionen auf mein online Outing freuten mich sehr. Der besondere Mann kennt das schon von anderen Gelegenheiten. Endlich mal einer, der sich traut, meine spinnerten Ideen in die Tat umzusetzen – er hatte übrigens selber auch einige, die mich ganz schön aus meiner Komfortzone holten.

Zu schaffen machte mir vor allem monatelange Dauermüdigkeit – in Fachkreisen Fatique genannt. Einmal schlief ich während ich eine Geschichte erzählte einfach ein. Ein andermal wusste ich im Flugzeug nach Aufsitzen minutenlang nicht wo ich mich befand, tippte aufgrund der Umgebungsgeräusche auf Schlafwagen und war dann insgesamt sehr verwirrt. Hört sich lustiger an als es war. Manchmal weinte ich morgens, weil ich wieder nur ein paar wenige Stunden geschlafen hatte. Der besondere Mann federte meine Gefühlswechselbäder erstaunlich gut ab.

AUGUST

Im August bin ich geflogen. Diesmal aber nicht in einem Flugzeug, sondern bei bestem Sommerwetter an einem Schirm über den Tölzer Voralpen hängend. Der Tandempilot – seines Zeichens Fluglehrer und guter Freund des besonderen Mannes – erklomm mit mir in den Gurten eine Höhe von über 3000m. Die Sicht war bombastisch. Ich konnte mir ein paar Freudentränchen und Juchzer nicht verkneifen. Dann wurde es sehr kalt, dann ein bisschen schwindelig und dann mussten wir landen – der einzige Moment, in dem ich übrigens sowas wie Besorgnis verspürte, weil ich nicht genau wusste was zu tun ist. Insgesamt war das Erlebnis eines der Sorte Einmal-im-Leben, und wie übersetzt man eigentlich den Begriff bucket list? Der besondere Mann hat nach einem Unfall, bei dem er sich mit viel Glück nur das Fußgelenk und Knie demolierte, mit Fliegen abgeschlossen. Ich glaube, es geht ihm damit wie mir mit dem Tauchen. Zugegeben hat er es nicht aber ein paar schöne Fotos und Videos von uns geschossen.

Ende des Monats flog ich nach Bangkok. Mit der aus dem Umlauf resultierenden Ruhezeit wollte ich meinen geplanten Urlaub im September um ein paar Tage verlängern. Für die Fahrt nach Kroatien sollten es zwei Wochen werden. Dieses bei Fliegenden übliche Verfahren klappt meistens, nur halt in meinem Fall nicht. Wegen eines Streiks war ich insgesamt sechs statt nur zwei Nächte dort. Der besondere Mann packte meinen Koffer über fernmündliche Anweisungen. Mein beinahe krankhafter Ordnungssinn kam mir dieses Mal zugute. Dann holte er mich mit dem Boot am Flughafen ab und fuhr mit mir als schlafender Beifahrerin bis Zadar durch. Der Urlaub begann mit Hindernissen. Woran erinnert mich das nur? Dass ich überhaupt Urlaub hatte, verdankte ich übrigens einer Kollegin, die mit mir tauschte. Sie erhielt dafür von mir die begehrte Woche über Weihnachten.

SEPTEMBER

Mein erstes Mal in Kroatien: Meer, wärmende Sonne am Tag auf dem Wasser und ein paar recht kühle Abende auf der großen Terrasse aber insgesamt wirklich schön. Ich versuchte mich im Wasserskifahren – etwas, das ich zuletzt problemlos mit 17 und dann ein bisschen verkrampt mit 23 gemacht hatte. Dieses Mal kam ich wegen Gelenkschmerzen und kraftloser Hände bei drei Versuchen nicht aus dem Wasser. Ein bisschen kurzatmig war ich zudem im engen Anzug und mit dem Schockerlebnis von Juni im Unterbewusstsein. Ich stritt viel mit dem besonderen Mann. Organisationstalent, gemeinsame Vorlieben und Teamwork reichten in meinen Augen maximal zu einer Freundschaft – einer wirklich guten – nicht aber zu einer funktionierenden Beziehung. Ich warf ihm emotionale Unzulänglichkeit, er mir unzureichende Konfliktbereitschaft vor. Nach einer sehr unschönen Auseinandersetzung hatte ich das Gefühl, zum Selbstschutz gehen zu müssen. Es folgten einige schriftliche Auseinandersetzungen, obwohl ich wusste, dass das die denkbar ungünstigste Form der Verständigung war. Es ist auch keine gute Idee, betrunken oder in emotionalem Ausnahmezustand in’s Internet zu schreiben. Macht man halt alles trotzdem. Das läuft unter Wiederholungstaten.

Überhaupt war der September ein Monat der Abschiede. Erst starb die Queen, dann sehr unerwartet eine junge Bloggerin.. Dirk Olbertz kündigte das Ende von Blogger.de an, weshalb ich mich mit dem Gedanken trug, jetzt aber mal was Eigenes haben zu wollen. Wieder war Unterstützung nicht weit. Zum Schutze meiner Anonymität übernahm Herr Rau das Impressum. Christian bastelte nach meinen Vorstellungen das, wo ich jetzt reinschreibe. Meine Vorstellung war, dass ich überhaupt nix anders haben wollte. Es sollte bitteschön einfach wie bisher weitergehen. Es hat ein bisschen gedauert bis alle Schritte umgesetzt waren.

2 Gedanken zu „And Now The End is Near – Teil III“

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