Thirtysix

Die Stunden fließen wie Brei durch den Tag. Mein Hirn ist verkrustet und jede Faser meines Körpers tut weh. Ich sei zu sensibel, sagte man mir. Das Fühlen war immer meine Superkraft, ermöglichte Empathie, Perspektivenwechsel und schnelles Begreifen, was in mir vorging. Jetzt wurde sie zu meiner größten Herausforderung. Sie wirft mich zu Boden und spült mich aus meiner inneren Zuflucht. Was früher Heimat war, ist heute nur noch eine Ahnung. Ihre effektivste Waffe ist die Angst. Angst vor dem nächsten Flugeinsatz, Angst vor der Zeit davor und danach, vor Einsamkeit am Tag und Schlaflosigkeit in der Nacht.

Sie hat mir die Möglichkeit zu kommunizieren gestohlen. Den Schmerz kann ich wohl hinausschreien, ihn aber nicht mehr verstehbar machen. Da sind keine Bilder mehr und keine Metaphern, nicht einmal simple Vergleiche. Weil sie nicht für das reichen, was ich transportieren möchte. Damit eine Verbindung zu einem anderen Individuum entstehen könnte. Eine Brücke aus der Isolation . Ich sitze stundenlang vor dem Textfeld und starre auf den blinkenden Mauszeiger, bis ich die Seite wieder schließe. So fühlt es sich also an, am Ende der Worte angelangt zu sein.

Und dann fangen die Finger zu tippen an. Ohne Anspruch, ohne Ziel. Einen ersten, kleinen Schritt tun.

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